Präsentierte Veineliis sich zuletzt noch zusammen mit Kältetod im melancholischen, mitunter depressiven Gewand, umschweift „Strained Movements Towards Imminent Death“ nun gänzlich andere Gefilde, die abseits liegen von zugespitztem Gram, vornehmlich philosophischer Natur sind und dies musikalisch hoch kapriziös auszudrücken vermögen. Schäumend vor bedrohlicher Sphäre und boshaftem Trieb erheben sich die anfänglich so schwer zu durchdringenden Klänge des rhythmisch sehr eigenen und mit strenger Härte erscheinenden Schlagwerkes, der elektronisch aufgedunsenen und somit dicht und gedrängt am Ohr liegenden Sechs-Saiter sowie des bissigen, grimmigen Vokalgebarens, das hier angenehm im Hintergrund verweilt. Doch ist nicht der Klang das Diffizile, sondern die anhand desselben ausgedrückte Musik beziehungsweise deren äußerst komplexe Struktur. Offensichtliches trägt hier weder Würde noch kommt es zur Geltung, sprich wurde nahezu allen Aspekten der Eingängigkeit entsagt, um ein vielschichtiges Konstrukt von bemerkenswerter Tiefgründigkeit zu statuieren. Die bereits erwähnte Bedrohlichkeit liegt dabei nicht allein im soundtechnischen Moment, sondern erwächst vornehmlich aus den zumeist von mittlerem, doch partiell ebenso erzürntem Tempo geführten Riffs, die eingebettet sind in eine hier omnipräsente Aura nokturnaler Emphase, welche von schwermütigen bis zu zeitlosen Momenten der Einsamkeit reicht und letztere akzentuiert durch einen leisen Hauch ausgeprägter Erhabenheit. Jedoch sind jene Augenblicke nicht zu überschätzen, ergo nur als zusätzlicher Effekt zu betrachten. Denn allgemein ist „Strained Movements Towards Imminent Death“ dominiert von einem weitaus profunderen Gesichtspunkt, der einen nach intensivem Genuss sinnieren lässt über die eigene Bereitschaft zur Existenz und die Existenz überhaupt, und überdies in die Kerbe der Erkenntnis durch Grenzerfahrung schlägt, sprich den Hörer vermittels musikalischer Ausdrucksstärke in die lebensfeindliche Sphäre nächtlicher Natur eintreten lässt und dieses imaginäre Erleben anfüllt mit emotionaler Dynamik. Das Hören gestaltet sich in seinem Kern also äußerst intensiv, das heißt, die Kompositionen an sich offerieren stets einen scharfen Umriss des Sujets, sodass jedes Stück seinen eigenen ausgereiften Charakter zu entfalten vermag. Mitnichten jedoch verbohrt man sich auf eine bestimmte Atmosphäre – das nokturnale Fundament ist dabei auszuschließen -, soll heißen: die Stimmung ist nie genau zu definieren, wandelt sich in maliziöser Art und Weise und ist ob dieser bezeichnenden Eigenschaft letztlich der Grund dafür, dass „Strained Movements Towards Imminent Death“ einen mit jedem Durchlauf anwachsenden Tiefgang beschirmt, welcher sukzessive immer obskurere Facetten offenlegt. Fazit: Ein wahrer Koloss von non-konformer Qualität und Komplexität, welcher das Höchstmaß an Geduld und Ausdauer fordert und den Hörer letzten Endes belohnt mit einer tiefgehenden, von absoluter Negativität umspannten Emotion der Einsamkeit, die intensiver, aber auch spezifischer nicht sein könnte.
LP limitiert auf 500 Stück
1. When Euphoria Turns Into Despair 07:43
2. An Awoval 09:56
3. Indifference and Disdain 18:03
4. Deceived By the Whole 04:01
5. Beauty Fades at First 03:55
Spielzeit 43:38